Das Zeitalter von KI und der digitalen Welt, parallel zu unserer analogen, scheint hier zu sein. Unausweichlich und unaufhaltsam. Was das mit unserem Planeten macht und wie sich unsere Gesellschaft langfristig verändern wird, bleibt abzuwarten. Erste Tendenzen und Auswirkungen werden aber bereits jetzt glasklar. Aufgrund der Fülle an Effekten, gehe ich in diesem Artikel nur auf Teile der ökologischen Auswirkungen und erste Lösungen als Bürger*innen ein.
„As with many large-scale technology-induced shifts, the current trajectory of Gen-AI, characterized by relentless demand, neglects consideration of negative effects alongside expected benefits. This incomplete cost calculation promotes unchecked growth and a risk of unjustified techno-optimism with potential environmental consequences, including expanding demand for computing power, larger carbon footprints, shifts in patterns of electricity demand, and an accelerated depletion of natural resources“ (Bashir et al. 2024).
Wassermangel und Klimabilanz
Schaut man sich die Auswirkungen von KI im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit an, wird schnell klar, dass wir es mit einer massiven Auswirkung auf unsere Umwelt und Lebensgrundlagen zu tun haben. Bereits 2023 berichtet die Süddeutsche Zeitung von Auswirkungen von großen Rechenzentren auf unsere Wasserressourcen. 2025 scheint sich dieser Trend durch KI weiter zu verstärken. Besonders einprägsam ist hier das Beispiel von einem Paar aus Georgia, USA (IT Boltwise 2025), dessen Wasserhähne trocken und mit Sedimenten belastet sind. Ursache ist ein neues Datenzentrum von Meta nur 300m entfernt von ihrem Grundstück. Diese Datenzentren sind notwendig, um große Mengen an Daten z.B. für Chat GPT oder andere LLM (Large Language Models) zu verarbeiten (Zewe 2025). Auch Unternehmen wie Amazon verwenden eine Vielzahl dieser Datenzentren, um ihre Cloud Dienstleistungen anzubieten (ebd.).

Der Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht und essenziell für unser Überleben. Weltweit stellt der rasch steigende Bedarf an Servern für KI und Cloud-Speicher auch den Bedarf an Wasser auf den Kopf. Wasser wird hier zur Kühlung der Server verwendet. Nach Gebrauch ist das Wasser anschließend mit Schadstoffen belastet und kann nicht wieder in das Grundwasser zurückgeleitet werden. Verwendet wird hierfür aber hauptsächlich Trinkwasser, da im Kühlkreislauf möglichst wenige Bakterien enthalten sein dürfen, um das System nicht zu beschädigen (Lang 2023).
Ein Team von Wissenschaftler*innen der Cornell University hat hierzu auch ein Paper veröffentlicht (Li et al. 2023). Sie stellen fest, dass das Training von GPT-3 Language Model 5,4 Millionen Liter Wasser benötigt (Fett 2024). Damit verstärkt der Bedarf für Server, die steigende Wasserknappheit durch den Klimawandel. Wenn dieses Problem nicht angemessen angegangen wird, kann der Wasser-Fußabdruck der KI zu einem großen Hindernis für die Nachhaltigkeit werden und soziale Konflikte hervorrufen oder verstärken, da die für den menschlichen Gebrauch geeigneten Süßwasserressourcen äußerst begrenzt und ungleich verteilt sind (Li et al. 2023).
Verschärfung bestehender Krisen durch KI
Auch die Auswirkungen auf den Klimawandel selbst sind nicht zu unterschätzen. Die zunehmende Digitalisierung, Streaming-Dienste, Cloud-Speicher und KI benötigen eine große Menge an Rechenleistung. Das wirkt sich neben dem oben genannten Wasserverbrauch auch auf den Stromverbrauch und damit CO2-Emissionen aus (Lang 2025). „Die Emissionen eines Rechenzentrums hängen davon ab, woher der Strom kommt. Denn der Strom aus fossilen Energieträgern verursacht einen größeren ökologischen Fußabdruck als Strom aus erneuerbaren Energien“ (Fett 2024).
Zudem kurbelt die zunehmende Zahl generativer KI-Anwendungen auch die Nachfrage nach Hochleistungsrechnern an, was indirekte Umweltauswirkungen durch deren Herstellung und Transport mit sich bringt (Lang 2025).
Wer jetzt sagt, ja, aber Datenzentren gab es schon seit den 1940ern! Ja das stimmt, aber der Energieverbrauch von Generativer KI ist heute 7–8-mal so hoch, wie ein typischer Computerverbrauch. Damit war der Energieverbrauch von Datenzentren 2022 so hoch, dass es als Land an 11. Stelle zwischen Saudi-Arabien und Frankreich stünde. Bis 2026 soll der Verbrauch sogar auf Platz 5 ansteigen (ebd.).

Datenschutz und die Analoge Revolution
Digitale Lösungen werden nicht mehr verschwinden und manche Potenziale von KI und der Digitalisierung können zur Lösung aktueller Probleme wie Klimakrise, Krieg und sozialer Spannungen beitragen. Aber viele Entwicklungen – und Achtung, hier kommt jetzt meine ganz persönliche Meinung – sehe ich sehr kritisch, oder sogar als gefährlich. Vor allem die Generative-KI hat zu vielen Problemen im Datenschutz geführt und die Frage von intellektuellem Eigentum noch wichtiger gemacht. Ist das generierte Bild meines oder das der KI? Und was, wenn die grundlegenden Daten von einer*m Künstler*in geklaut wurde?
Wir wissen das zahlreiche Werke, von Literatur bis Musik, illegal und ohne Einwilligung zum Training der KI verwendet wurden. Disney und Universal verklagt genau aus diesem Grund gerade Midjourney – eine Bildgenerierungs-KI (Espiner und Jamali 2025) und Dänemark möchte ein Gesetz umsetzen, dass das Gesicht, Körper und Stimme von jede*r Einwohner*in Dänemarks mittels Copyrights schützt (Prada 2025 und https://www.instagram.com/p/DLwiABUR2a5/?utm_source=ig_web_copy_link 2025). [Eigentlich absurd, dass wir jetzt unseren Körper mittels Copyright schützen müssen… but I guess that’s where we are now!]
Verlagerung unserer (Entscheidungs-)Macht
Weiters kann es sein, dass wir uns zu viel auf die KI verlassen. Auch in meinem Umfeld erzählen immer mehr Kolleg*innen, dass sie dies oder das einfach mal ChatGPT gefragt haben. Ja und dann muss es ja stimmen. Doch vieles, was ChatGPT sagt, sind keine Fakten, denn ChatGPT ist keine Suchmaschine, sondern ein Text/Bild/Audio-Generierungstool. Nicht nur, dass ein Prompt auf ChatGPT um ein Vielfaches mehr Ressourcen verbraucht als eine Suche auf Ecosia – oder von mir aus Google, nein, die Ergebnisse sind im Gegensatz zu einer Suche ganz andere: meistens bekommt man „eine Lösung“ – eine! Bei einer Internet-Suche bekomme ich viele Lösungen und bin angehalten, selbst zu entscheiden, was für mich gerade sinnvoll, plausibel und nützlich ist.
Wissenschaftler*innen haben dafür sogar schon einen Begriff gefunden „AI Overreliance“: „But humans often accept an AI system’s recommended decision even when it is wrong – a conundrum called AI overreliance“ (Miller 2023). Eigentlich sollte die KI uns helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Stattdessen könnte die KI auch zu fehlgeleiteten Entscheidungen führen und zudem bestehende Biases verstärken – wie z.B. rassistische oder sexistische Annahmen. Schließlich wurde KI basierend auf den Daten im Internet trainiert und die Informationen hier sind geprägt von unseren menschlichen Sichtweisen und Biases.
KI und sich “genug fühlen”
Zudem lagern wir damit immer mehr unsere Gestaltungsmacht, Entscheidungsmacht, Vorstellungskraft und kreative Energie auf ein Tool aus. Dene Logan und Vanessa Bennet gehen in ihrer Folge 242 des „Cheaper than Therapy Podcasts“ auch auf dieses Thema ein – u.a. auch darauf, was die Nutzung von AI als Therapieersatz ausmacht. Ich habe aus dem Podcast einen Teil des Gesprächs hier transkribiert, der für mich auch einen zentralen Punkt zusammenfasst – the outsourcing of power:
„Dene: What is lost a lot of times? … Anytime that I am outsourcing my power, that is something that can become addictive, that I believe now, that is where my power resides. … we start to believe, the technology knows how to do this better than I can. The technology can write up, whatever the thing, in a way that I can not. …
Just so completely not believing in our own power. … What is magical about you, is that you are not a robot, that you will not say the perfect thing in the e-mail to your boyfriend; that you will, you will be messy, and you will say it wrong and you will have feelings about it and that is like what connects us to one another as human animals. … That kind of breaks my heart, as I hear things like that, because it’s just such a reinforcememnt within my psyche if I am not enough.
– Vanessa: That’s right, I have to look outside of myself, because I am not enough, I have to trust in something else, other than myself, because I am not enough.“
Dene Logan und Vanessa Bennet, Cheaper than Therapy Podcast Ep 242 beginnt ca. Minute 25
Gedanken zu Lösungsansätzen
Ja und jetzt? Eine perfekte Lösung für meine Bedenken und Ideen rund um KI, habe ich leider auch nicht. Aber ich habe für mich eine Entscheidung getroffen und ja vielleicht werde ich dadurch zu einer innovationsfeindlichen „Boomer“-Persönlichkeit á la „früher war alles besser“ ;), aber: Ich möchte wieder mehr Kontrolle über meine Daten haben und großen Tech-Konzernen mein Geld nicht mehr geben. Vor allem dann nicht, wenn Sie mit den Profiten auch noch KI-Waffentechnologie unterstützen, anstatt Künstler*innen fair zu bezahlen und diese mit KI-Musik zu verdrängen *hust* Spotify *hust*! Zudem will ich ein Zeichen setzen – als Künstlerin, Podcasterin und Wissenschaftlerin bin ich nicht gewillt bei einem weiteren Trend in Richtung Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und zudem Entzug von kreativem Potenzial und Wertschätzung der Künste mitzumachen.
Und damit scheine ich auch nicht alleine zu sein. Auf Instagram trenden physische Exemplare von Büchern, Kassetten, DVDs, CDs etc. Und diese analoge Revolution wird meiner Meinung nach auch noch anhalten. Einige Schritte waren auch von einer Liste von der Website Ethical Revolution inspiriert – dort findet ihr noch einige weitere Tipps!
Was habe ich also bereits umgesetzt und was habe ich noch vor?
Ich habe
- alle meine Fotos aus der Google Fotos Bibliothek exportiert und lokal abgespeichert – ja das war eine Menge Arbeit, aber ich denke es wird sich lohnen. Ich habe die Verbindung von meinem Handy zu Google Fotos gekappt und die App deinstalliert.
- mein Google Cloud Konto gekündigt und mein Google Drive geleert. Meine Daten lagern jetzt auf meinem Computer und auf externen Festplatten. Eine Alternative zu Google wäre z.B Nextcloud, wenn man noch einen online Speicher haben möchte.
- Meine Einstellungen auf dem Handy und Laptop überprüft und alles deaktiviert, was ich konnte, dass mit AI zu tun hat. Es gibt dazu zahlreiche Videos im Internet z.B. das hier: https://www.instagram.com/reel/DHcTwdYMxhb/?utm_source=ig_web_copy_link&igsh=MWdhaHF1b3h5cmlsOA==
- meine Konten auf Pinterest, Bumble und LinkedIn gekündigt.
- mit Alternativen zu Instagram angeschaut, aber noch keine gute Lösung für mich gefunden. Falls ihr Tipps habt, immer her damit!
- Obwohl ich das zuvor schon kaum gemacht habe, werde ich nicht über Amazon bestellen, sondern lokale Unternehmen und Geschäfte unterstützen.
- Meine Musik von Spotify mittels einer Transfer-App (ich habe Songshift verwendet, aber es gibt einige weitere) zu Tidal transferiert und mein Spotify Abo gekündigt. Und ja auch das war eine Menge Arbeit, aber hat sich gelohnt! Wusstet ihr, dass Tidal den Musiker*innen um einiges mehr zahlt und man die Audio-Qualität einstellen kann? Ich jetzt schon und es macht einen großen Hör-Unterschied. Es gibt neben Tidal auch eine Vielzahl an anderen Alternativen – eine passende für euch ist sicher irgendwo dabei!
- Shazam Titel in Tidal abgespeichert und die App gelöscht
- Einen Telegram Newsletter für Infos zu meiner Musik und dem Podcast eingerichtet
- Startseite von Firefox neu konfiguriert, sodass nur noch die Ecosia Suchleiste zu sehen ist
- Alle Suchmaschinen in jedem Browser auf Ecosia umgestellt
- Solltet ihr doch mal mit Google etwas suchen wollen, mit dem Befehl „-ai“ am Ende eurer Suchanfrage, wird die KI-generierte Antwort nicht angefragt.
- Zudem werde ich, außer der Nutzung von DeepL und einer lokalen Transkritptions-KI, versuchen vorerst keine weiteren KI-Tools mit Generativer AI zu verwenden.
- Alle Filme und Serien, die ich auf Disney+, Netflix und Apple TV gespeichert hatte in eine Liste übertragen. Ich werde die wichtigsten davon, also eine kleine Auswahl über die nächsten Jahre versuchen als DVDs second hand zu besorgen.
- Außerdem habe ich mir Alternativen herausgesucht, wo man gratis schauen kann z.B. ORF on, ARD Mediathek, ZDF Mediathek, Arte etc.
Und zu guter Letzt, ich informiere mich über das Thema und spreche darüber. Denn Bildung und Bewusstsein schaffen sind ebenso wichtige Möglichkeiten, wie wir dieses große Thema bewältigen können.
Denkt ihr auch über diese Themen nach? Was beschäftigt euch dazu gerade? Schreibt es gerne in die Kommentare!
Und zum Schluss möchte ich euch noch dieses Video zu KI dalassen:
https://www.instagram.com/reel/DM4lUbPxSbh/?igsh=b2Rpcmx6dnVjYjJv
Quellen:
Bashir, Noman, Priya Donti, James Cuff, Sydney Sroka, Marija Ilic, Vivienne Sze, Christina Delimitrou, and Elsa Olivetti. 2024. “The Climate and Sustainability Implications of Generative AI.” An MIT Exploration of Generative AI, March. https://doi.org/10.21428/e4baedd9.9070dfe7.
Bennet, V. und Logan, D., 2025. EP 242: AI and the Invitation inward. Cheaper than Therapy Podcast.
Espiner, T. und Jamali, L., 2025. Disney and Universal sue AI firm Midjourney over images. Verfügbar in: https://www.bbc.com/news/articles/cg5vjqdm1ypo (Abfrage am 19.8.2025).
Fett, C., 2024. Warum KI viel Wasser und Strom braucht. Tagesschau. Verfügbar in: https://www.tagesschau.de/wissen/klima/ki-energieverbrauch-100.html (Abfrage am: 19.8.2025).
IT Boltwise, 2025. Wassermangel durch Datenzentren: ein wachsendes Problem. Verfügbar in: https://www.it-boltwise.de/wassermangel-durch-datenzentren-ein-wachsendes-problem.html (Abfrage am 18.8.2025).
Lang, S., 2023. KI-Boom lässt benötigte Trinkwassermenge um ein Drittel anwachsen. DerStandard. Verfügbar in: https://www.derstandard.at/story/3000000186381/ki-boom-laesst-benoetigte-trinkwassermenge-um-ein-drittel-anwachsen (Abfrage am: 19.8.2025).
Li, P., Yang, J., Islam, M.A., & Ren, S., 2023. Making AI Less ‘Thirsty’. Communications of the ACM, 68, 54 – 61.
Middle East Eye, 2025. Spotify faces boycott calls over CEO’s investment in AI military startup. Verfügbar in: https://www.middleeasteye.net/trending/spotify-faces-boycott-calls-over-ceos-investment-defence-startup (Abfrage am 18.8.2025).
Miller, K., 2023. AI Overreliance Is a Problem. Verfügbar in: https://hai.stanford.edu/news/ai-overreliance-problem-are-explanations-solution (Abfrage am 27.7.2025).
Prada, L., 2025. Denmark Is Fighting AI by Giving Citizens Copyright to Their Own Faces. Vice. Verfügbar in: https://www.vice.com/en/article/denmark-is-fighting-ai-by-giving-citizens-copyright-to-their-own-faces/ (Abfrage am 19.8.2025).
Süddeutsche Zeitung, 2023: Katzenvideos verschärfen die Wasserkrise. Verfügbar in: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/rechenzentren-wasser-energie-cloud-1.6167850?reduced=true (Abfrage am 19.8.2025).
Zewe, A., 2025. Explained: Generative AI’s environmental impact. Verfügbar in: https://news.mit.edu/2025/explained-generative-ai-environmental-impact-0117 (Abfrage am: 19.8.2025).
Weiterführende Informationen:
Buch: Künstliche Intelligenz und der neue Faschismus (noch nicht fertiggelesen, aber bis jetzt lesenswert): https://www.reclam.de/produktdetail/kuenstliche-intelligenz-und-der-neue-faschismus-9783150146668
Podcast: AI and the Invitation inwards – Cheaper than Therapy https://podcasts.apple.com/at/podcast/cheaper-than-therapy-with-vanessa-and-den%C3%A9/id1756184345?i=1000722481815
Sandra Wachter im Interview: https://www.derstandard.at/story/3000000272901/juristin-wer-sein-smartphone-oeffnet-gibt-sein-tagebuch-ab